New Governance: Designfolgenabschätzung!

Die Wissenschaft erkundet die Natur der Dinge, die Wirtschaft erkundet das, was wir wissen können. Daraus schlussfolgern wir dann, was wir tun sollen und hoffen dürfen. So entstehen oft restlos überambitionierte Weltprojekte (Krajewski) und formen ein aus Menschensicht unheimliches Dispositiv. Es bilden sich Formationen, die in ihrer Dringlichkeit auf (scheinbar vermeidbare) Notstände antworten. So reagieren die Terraformer (Weltenbauer) auf die drohende Erschöpfung des Planeten Erde, die Mobilitätsforscher auf erschöpfte Ressourcen bei Mensch und Natur, die Life-Scientisten auf das Mängelwesen Mensch (Gehlen) und die Computernerds auf Informationsangebote, die wir wir als Menschen zwar sammeln, aber intern nicht mehr verarbeiten können (welch ein Paradox). Diese und andere Geschichten sind uns wohlbekannt, weil sie nicht nur seitens der Wissenschaft und der Wirtschaft propagiert werden, sondern auch in Politik und sogar der Kunst ihr Echo finden. Betrachten wir solche Weltprojekte oder, viel einfacher, summieren wir den wissenschaftlichen Fortschritt (also alles, was wir heute wissen können), dann erkennen wir den Versuch, Ideen zur Ausgestaltung künftiger Lebenswelten zu formulieren und dabei immer auch den eigenen Vorteil zu sichern. Die Zukunftsdiskurse in den Medien, die Filme im Kino, die Designs experimenteller Produkte und Architekturen, die ökonomischen Dringlichkeiten und angekündigten Normenanpassungen – alles zusammen formt unsere Gegenwart, die ihre eigene Zukunft bereits vollständig beinhaltet. Und alles, was sich von dieser Rentabilitätsprosa unterscheidet bleibt im Unsichtbaren, gerät unter Zukunftsangst-Verdacht und von dort direkt ins Abseits.

Interessant ist die Frage, ob das Design sein Selbstverständnis als eine der (dieser einzigen) Zukunft ihr Gesicht gebende Instanz beibehalten wird, oder, ob die Disziplin den lange überfälligen Positionswechsel vornimmt. Designer, Künstler und Architekten sollten sich in Ausbildung und Praxis einer zeitintensiven Genauigkeit hingeben. Und weil alles einen Begriff braucht nenne ich es ab jetzt einfach ›Designfolgenabschätzung‹.

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